Wie gut ist das Force2Motion Beast im Flug? Die Antwort liefert ein neues Video, bei dem ich drei Platzrunden um Aachen Merzbrück (EDKA) mit der Cessna 150 D-EWAD von Westflug im echten Leben „gedreht“ und diese drei Turns im Microsoft Flugsimulator 2020 und dem Force2Motion Beast gegenübergestellt habe. Der Clou: Die Datenanalyse erfolgt mit der bei „echten“ Piloten eingesetzten App „ForeFlight“, welche die Flugdaten diesmal aus dem Simulator bezieht [Link]. Dazu wird einfach auf dem PC ein kleines Programm installiert, welches die Daten des Flugzeugs aus dem Simulator an die App weitergibt. Damit kann man die Bedienung der komplexen App gefahrlos im Simulator üben, um nachher im echten Flugzeug die Vorteile der Software voll und sicher ausnutzen zu können. Papierkarten sind Oldschool, auch wenn als Backup notwendig.
Mit ForeFlight lassen sich Flüge nicht nur planen und durchführen (Moving Maps), sondern auch nachträglich analysieren. Das ist gerade in meiner aktuellen Ausbildungsphase sehr interessant, da sich hierdurch unsauber geflogene Platzrunden genauso visualisieren lassen, wie eine Abdrift vom eigentlich gewollten Kurs. Daher lasse ich auch jetzt schon in der frühen Phase der Pilotenausbildung ForeFlight im Platzrundenbetrieb mitlaufen und kann nachher jede einzelne Runde incl. Touchdown nachvollziehen.
Aber zurück zu eigentlichen Frage: Wie gut bildet der Full-Motion Simulator „Das Biest“ die Realität ab? Was geht nicht (so gut) und wo muss ich noch viel lernen? Wo kann mich der Simulator unterstützen?
Zunächst habe ich den Microsoft Flightsimulator 2020 erst einmal gepimpt. Wichtig für eine realistische Darstellung ist, dass der Heimatflughafen und wesentliche Landmarken in der direkten Umgebung so gut wie möglich nachgebildet werden. Dazu habe ich zuerst einmal den im Lieferumfang enthalten Flughafen Aachen-Merzbrück (EDKA) gegen eine von der Community erstellte aktuelle Version ersetzt (Link].
Damit ist dann die Piste auf die richtige Länge korrigiert und die Gebäude stehen an der richtigen Stelle. Was jetzt noch fehlt, sind der Sender Stolberg Donnerberg und die Türme im Aachener Stadtwald am Dreiländereck. Der Drehturm Belvedere und der Sportpark Aachen Soers wären auch noch ganz nett und vor allem ist das RWE Kraftwerk Weisweiler eine wichtige Landmarke. Die Wolken der Kühltürme sind über zig Kilometer zu sehen und so finden VFR Flieger leicht den Weg nach Merzbrück (zurück).
Während der Import eines fertigen Pakets wie der Flugplatz EDKA ziemlich simpel ist (Download, ZIP auspacken und in den Community-Folder vom Flugsimulator kopieren und die Simulation neu starten), muss man die Türme am Dreiländereck und in Stolberg selber in 3D bauen oder sich die Teile aus Bibliotheken heraussuchen [LINK] und in einem eigenen SDK-Projekt zusammenbauen. Bis man das Konzept des SDK und die Bedienung des Editors geschnallt hat, können Stunden und Tage vergehen. Nicht aufgeben!
Richtig ans Eingemachte ging es beim Rauch für die Kühltürme. Das ist ein Special Effekt (VFX), den man aufwändig parametrieren muss. Die einzelnen Wolken, die der Emitter ausstößt, müssen ja durch Wind und Gravitation so bewegt werden, dass es möglichst realistisch aussieht. Und nach zwei Tagen harter Arbeit, habe ich es dann tatsächlich geschafft, dass die Windfahne auch im Simulator entsprechend der Windrichtung und Stärke wunderschön gegen den Himmel erhebt. Ich denke, dazu mache ich ein eigenes Video.
Zurück zum Simulator. Ich schweife schon wieder ab.
Ich habe viele meiner Platzrunden und Landungen aus verschiedenen Perspektiven mit dem Garmin Virb 360° Kamera gefilmt und oft auch Funk und Intercom mitgeschnitten. Da auf der Intercom-Spur fast immer nur Tadel von meinem Fluglehrer zu hören ist, was sich gerade wieder falsch gemacht habe, schalten wir die Spur einfach auf „stumm“ (Scherz).
Dann habe ich drei dieser Runden im Simulator nachgeflogen und mit ForeFlight ausgezeichnet. Das Ergebnis seht Ihr im Video.
Sehr gut ist die visuelle Darstellung. Die Innenansicht der Cessna stimmt mit „meiner „ D-EWAD“ bis auf wenige Details sehr gut überein und auch die Flugeigenschaften sind nach einem Update (Einbau der Linksdrift durch den Propeller) recht gut wiedergegeben.
Wobei die virtuelle Cessna deutlich nervöser ist und schneller steigt und fällt als in echt. Ich kompensiere das durch mehr virtuellen Ballast (volltanken bitte) und moderateres Ziehen am Höhenruder. Überhaupt ist die Steuerung der Hauptunterschied. Obwohl ich mir schon sehr hochwertige Controls (Honeycomb Alpha Flight Controls plus Bravo Throttle Quadrant in Verbindung mit dem Thrustmaster TPR Pendular Rudder) gegönnt habe, sind die Wege und das Feedback in der Realität anders (feiner) als im Simulator. Das muss man z.B. beim Starten oder Abfangen der Maschine bei der Landung berücksichtigen, ansonsten gibt es ein wildes Rodeo-Reiten. Mit ein wenig Feingefühl funktioniert aber auch das.
Die Roll- und Nickbewegungen des Simulators sind hingegen mega. Querruder nach rechts und das ganze Cockpit kippt nach rechts und bleibt während der ganzen Kurve dort hängen. Zusätzlich kann man den Effekt noch mit der V3 unterstützen. Hier wird der Effekt durch das Gleichgewichtsorgan wahrgenommen, denn anders als beim Rennfahren, bei dem wir in der Kurve vor allem die seitlich wirkenden Zentrifugalkräfte spüren wollen, reicht beim Fliegen primär die Lageveränderung. Das gleiche beim Steigen und Fallen (Nicken).
Hierbei darf man die Effekte nicht zu stark einstellen, damit man beim Ziehen des Höhenruders nicht durch den nach hinten kippenden Sitz noch mehr am Elevator zieht und irgendwann einen Looping macht.
Und wenn es ordentlich windet und turbulent wird, dann geht es auch im Beast richtig rund. Hier bildet das Traction Plus System die Gierbewegung des Flugzeugs sehr gut nach. Jeder Tritt ins Seitenruder sorgt für ein Verdrehen der Längsachse und der Seitenwind wiederum sorgt ebenfalls für einen Impuls über das Traction Plus.
Was wir nicht gut simulieren können, ist die senkrecht auf das Flugzeug wirkende G-Kraft im Kurvenflug. Bei 60° Querneigung beträgt das scheinbare Gewicht des Piloten das Doppelte seiner tatsächlichen Masse (also 2g). Man merkt bei einer zügig geflogenen Kurve auch in einer einfachen Cessna dann also, dass man als Pilot richtig in den Sitz gedrückt wird. Aus gut 100 kg Eigengewicht werden dann über 200 kg. Wieder ein Grund zum Abnehmen.
Das kann der Simulator naturgemäß nicht darstellen. Dafür gibt es rotierende Kapseln, die bei werdenden Kampfpiloten eingesetzt werden, um deren max. g-Belastung zu testen (am besten, man hat dann explosive Pfeile dabei, um die Maschinen zu stoppen, wenn der Nothalt manipuliert wurde – Quelle James Bond Moonraker). So ein System passt aber meist nicht in den Hobbyraum.
Will man aber zivile Flugzeuge simuliert steuern (ggf. sogar primär Airliner), dann ist das alles nicht das primäre Thema. Ein ziviles Flugzeug hat auch nur zivile Fluglagen und Querneigungen (meist bis 20°). Bei mehr, würde der Tomatensaft schlecht und wäre schwerer zu servieren.
Und was man natürlich auch perfekt über kann, sind die grundsätzlichen Abläufe vor, während und nach dem Start und nachher in der Luft, vor und nach der Landung. Für alles gibt es Checklisten und Schimpfe vom Fluglehrer, wenn man die nicht genauestens abarbeitet.
Witzigerweise habe ich mal zwei Minuten vergeblich versucht, meine virtuelle Cessna 150 anzulassen, bis ich auf die Idee kam, nach Checklist mal den Brandhahn aufzumachen.
Aber jetzt erst einmal genug geschrieben. Schaut euch einfach mal das Video an. Bis bald.